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Anspruchsvoll, gesund und gesellig

15.03.2011 - BERMBACH Von Susanne Gross

BERMISSIMA Der älteste Frauenchor in Hessen ist jung geblieben „Totgesagte leben länger“, meint Karen Umscheid. „Als der „Frauenchor 1952 Bermbach“ gegründet wurde, schrieben Kritiker ihm nur eine Lebenserwartung von zwei Jahren zu“, setzt die stellvertretende Schriftführerin den einstigen Unkenrufen entgegen. Schließlich handelt es sich bei dem inzwischen auf „Bermissima Frauenchor Bermbach“ umbenannten Chor um den ältesten Frauenchor in Hessen.

Gerade an die Anfangszeiten kann sich Helma Schinker noch gut erinnern. Die 79-jährige Bermbacherin gehört zu den Gründungsmitgliedern und singt noch heute aktiv in der dritten Stimme. „Unser Chor ging aus einer Jugendgruppe hervor. Keiner konnte Noten lesen, und wir wurden auf der Geige begleitet“, weiß sie zu erzählen. Derzeit gehören dem Chor 28 aktive Sängerinnen an. Manche Frauen kommen eigens von Eppstein oder Königstein zu den Chorproben. Zudem unterstützen 65 passive Mitglieder den Verein.

„Wer sich für anspruchsvolle Chorliteratur interessiert, ist bei uns gut aufgehoben“, erläutert die Vorsitzende Anke Schmidt-Hohn. „Zudem legt unsere Chorleiterin großen Wert auf Stimmbildung. Wir trainieren mindestens fünfzehn Minuten pro Chorstunde, um uns zu verbessern“, erzählt sie aus der Praxis. Der hohe Anspruch erstreckt sich auch auf die Wahl der Stücke. „Wir singen ausschließlich Chorsätze, die speziell für Frauenchöre geschrieben wurden“, betont Anke Schmidt-Hohn. Dabei enthält das Repertoire beispielsweise Volkslieder und anderes klassisches Gesangsgut. Wer dem Verein beitritt, erwartet mehr als die wöchentliche Chorprobe in der „Sängerstubb“. Bereits Anfang März beteiligt sich Bermissima regelmäßig am Waldemser Chöre-Singen. „Diese Veranstaltung nutzen wir traditionell als Generalprobe für das jährliche Kreisleistungssingen“, informiert Anke Schmidt-Hohn. Am Aschermittwoch richten die Frauen traditionell ein Heringsessen aus und am Wochenende vor Ostern gestalten sie das Osterbrunnensingen. „Alle zwei Jahre treten wir außerdem in der Heftricher Kirche bei der Konfirmation auf“, ergänzt die Vorsitzende. In der zweiten Jahreshälfte konzentrieren sich die Sängerinnen von Bermissima zumeist auf zwei Veranstaltungen. Das können Matineen oder Liederabende sein. „In diesem Jahr haben wir uns erstmals für eine Soiree in Idstein entschieden. Anfang November gastieren wir mit dem Programm „Winter-Seufzer“ im Gerberhaus“, blickt die Vorsitzende in die Zukunft. Der Terminkalender der Frauen ist ohnehin gut gefüllt. Schon Anfang Mai beteiligen sich die Sängerinnen beim „Sakralen Chor-Wettbewerb“ in Dehrn - einer Veranstaltung mit überregionaler Ausrichtung. Dabei singen die Frauen drei a capella Stücke, etwa „Hebe Deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Neu ist in diesem Jahr auch die Teilnahme an der Initiative „tArt-Orte“. Am 23. Juni gastiert der Chor mit „Lieder der Romantik“ in der Bermbacher Scheune. Und die Planungen für das 60-jährige Chorjubiläum in 2012 haben ebenfalls begonnen.

Doch der Einsatz der Frauen erstreckt sich auch auf andere Bereiche: „Die heutigen Chorleiter-Gehälter können nicht allein über Mitgliedsbeiträge finanziert werden. So sind wir auch bei anderen Festen mit dem Verkauf von Kuchen aktiv“, beschreibt Karen Umscheid das Engagement. Ein Sponsor käme dem Verein daher gelegen. „Er hätte zweimal im Jahr freien Eintritt zu unseren Konzerten und könnte die Ausgaben von der Steuer absetzen“, scherzt sie. Dennoch ist ihr Hinweis auf Förderer, die ein regionales Projekt unterstützen möchten, ernst gemeint.

„Gut gebrauchen könnten wir auch Nachwuchssängerinnen“, ergänzt die Bermbacherin. „Singen ist ein hervorragendes Gedächtnistraining. Zudem beugt das Training der Atemwege grippalen Infekten vor“, zählt Anke Umscheid einige Vorteile auf. Und natürlich dient die Chorprobe auch als Informationsbörse. „Bei unseren Treffen wird man immer auf dem neuesten Stand gebracht, was im Ort passiert“. So reichen sich der Anspruch an die Professionalität beim Singen und soziale Aspekte die Hand. „Unsere Chorproben finden mittwochs von 18.45 bis 20.15 Uhr statt“, lädt Anke Schmidt-Hohn Interessentinnen ein. „Sie können mich telefonisch unter 06126 / 7004172 oder per Mail unter Anke-Schmidt-Hohn@gmx.de erreichen.“